Sonntag, 4. September 2011

Ein Besuch am Montag im Altenheim

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Teil-II, Aus dem Altenheim - Der „Alte“ (62 J.):
Schlaganfall, halbseitige Lähmung, Schluckstörung (Dysphagie), Gefahr der Aspirationspneumonie.
 

Eine Woche später:
Ein Besuch am Montag - Nur ein 'kleiner' Unterschied.
  
Es ist Montag, 5 Uhr nachmittags.
Die Zimmertür ist geschlossen.
Ich klopfe an und trete ungefragt ein.
Ich erschrecke, mein Fuß stockt:

Der Alte liegt im Bett, aber ich kann nicht erkennen,
ob er schläft oder tot ist.
Die dünne Bettdecke ist wie ein Leichentuch

ganz hoch gezogen und bedeckt auch seinen Kopf.
Der Fernseher ist aus.

Der Alte ist aufgewacht und schiebt sich mißmutig die Decke vom Gesicht.

Er hustet und sagt danach: "Das ist Sense. Alles Sense."
Nein, er ist auch heute, nachdem er mir so einen Schreck eingejagt hatte,
nicht gerade gesprächig.

Eine Woche lang war es fast jeden Tag das gleiche Bild.
Der Alte hat ganz offensichtlich genug von dieser Welt
und macht sich zum Sterben bereit.

Die Pflegekräfte haben es auch noch nicht so recht begriffen,
was da so gerade im Kopf des Alten vor sich geht.
Und sie haben auch noch nicht begriffen, was den Alten in diese
tiefe Depression getrieben hat.
Am 4. April war zwar auch nicht mehr alles in Ordnung,
aber am 6. April war nun endgültig Schluß mit lustig.
Ab diesem Tag ließ er sich kaum noch in den Rollstuhl setzen.

Was ist am 5. April 2011 passiert?
  

War es wirklich so schwer,

ihn zu den Mahlzeiten
in den Rollstuhl zu setzen

und an den Tisch zu schieben?

Nach nur knapp 2 Minuten werde ich wieder verabschiedet.
Nein, sagen kann mir der Alte das auch heute nicht so richtig.
Ich soll die Tür zu machen, wenn ich draußen bin, damit er sich
die Bettdecke wieder über den Kopf ziehen kann, um sich
von der Welt zu verabschieden . . .

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