Auszug aus meinem Tagebuch vom 29. Januar 2013, Dienstag
Vom Pflegeheim hatten wir die Nachricht bekommen, daß mein Bruder wieder im Krankenhaus sei.
Pünktlich 15:oo Uhr war ich im Krankenhaus, um die „Ärzte-Sprechstunde“ zu nutzen.
Als ich ankam gab es schon auf dem Flur einen Disput zwischen einem Ehepaar und dem diensthabenden Arzt, der so laut geführt wurde, daß ich ungewollt Teile davon mithören mußte.
" . . . 2 Ärzte haben sich krank gemeldet . . . wir arbeiten hier nur mit einer Besetzung von eineinhalb Ärzten . . . sagen sie mir was ich da schneller machen soll . . ."
Ich durfte noch gut eine halbe Stunde auf seine Auskünfte warten:
Es seien Coli-Bakterien im Darm und im Blut, aber man sei schon auf dem richtigen Weg.
Meine Frage nach dem Essen welches mein Bruder bekommt, verwunderte ihn.
Als ich ihm dann die zwei Fotos von Berni beim Essen im Liegen zeigte, meinte er nur, daß das ja unmöglich sei, aber da wolle er sich nicht beim Pflegeheim einmischen. Für genauere Informationen verwies er mich an die zuständige Krankenschwester.
Als ich das Krankenzimmer betrat, sah ich daß die Gegend rund um seine linke Hand voll blutgetränkt war – er hatte sich die in der Nähe des Handgelenks liegende Braunüle heraus gezogen oder geöffnet – alles war voll Blut.
Ich hatte den Eindruck, daß Berni sich die Braunüle ganz bewußt geöffnet
oder herausgezogen hatte . . .
Mein Bruder schaute mich nur matt an, als ich nach einer Weile das Krankenzimmer betrat und sagte leise (aber doch recht deutlich zu verstehen):
„Laß gut sein Kurt . . . laß gut sein . . .“
Das waren seine letzten Worte, die ich hier auf Erden von ihm hörte.
- Er konnte und wollte einfach nicht mehr. -
Die zuständige Krankenschwester mußte das ganze Bett umziehen und eine neue Braunüle zur Infusion legen.
In Sachen Essen sagte sie mir, daß mein Bruder nur flüssige Nahrung bekomme, da er feste Speisen verweigere.
3. Februar 2013, Sonntag
Um 19:18/19:19 Uhr hatte ich meine Präsentation für die Vorstellungsrunde beim Verein „wir-pflegen e.V.“ fertig.
Gut eine Stunde später rief mich der diensthabende Arzt Herr F. aus dem Krankenhaus an
und teilte mir den Tod meines Bruders mit.
Er fragte mich auch, wie die Familie über eine Obduktion denkt.
Ich meinte daß dieses sehr sinnvoll sei . . . auch im Hinblick darauf, daß der Arzt auf meine Fragen hin auch mehrmals von „Aspiration“ als eine der Möglichkeiten sprach, die zum Tode geführt habe..
Ich habe den leisen Verdacht, daß die mittelbare Todesursache eine Aspirationspneumonie gewesen sein könnte.
in diesem Falle könnte das ein Fall für den Staatsanwalt werden, auch wenn es nur noch dazu dienen mag, daß andere, die noch heute in Pflegeheimen leben müssen, ein wenig besser vor subtiler Gewalt (Essen im Liegen) geschützt werden.
~ ~ ~ ~ ~
Nein, ich habe immer noch keine Tränen.
Ich bin nur unendlich müde . . .
Wir retten in den Intensivstationen unserer Krankenhäuser Leben um jeden Preis . . .
und dann lassen wir dieses gerettete Leben in einem Alten- oder Pflegeheim
gewinnbringend dahin vegetieren, bis es nicht mehr kann?
Liste fester Seiten
- 1. Vorwort zum Blog
- 2. Ich klage an !
- 3. Der Leidensweg
- 4. Aus meinem Tagebuch
- 5. Hilfe zur Selbsthilfe . . . . . . .
- 6. Der Schlaganfall (Gehirnblutung)
- 7. Depression: Die "Erlernte Hilflosigkeit"
- 8. Der sogenannte "Freie Wille" . . . . . . . . . . . .
- >> 9. Blog-Beiträge <<
- 10. Der sich "kümmernde Angehörige"
- 11. Presse-Informationen
- 12. Kontakt und Disclaimer ....
- 13. Fehler im Browser
- 14. Meinungsfreiheit? Was ist das?
- 15. Wohin mit jüngeren Schlaganfall-Patienten?
- 16. Der Alte
- 17. Betreuer - Der große Irrtum
- 18. Was läuft schief?
- 19. Nein, ich schreibe kein Buch.
- ----- Allgemeine Diskussion -----
- 21. Pflegesituation ändern - aber wie?
- 22. Zuhause alt werden!
Dieser Blog war ursprünglich nur für die Familie und interessierte Freunde gedacht.
Heute möchte ich auch die VertreterInnen der öffentlichen Medien einladen,
die Dinge, über die ich hier schreibe, zu hinterfragen.
Heute möchte ich auch die VertreterInnen der öffentlichen Medien einladen,
die Dinge, über die ich hier schreibe, zu hinterfragen.
Montag, 4. Februar 2013
Sonntag, 3. Februar 2013
Fin
† Das Leiden hat ein Ende
Wir retten in den Intensivstationen unserer Krankenhäuser Leben um jeden Preis . . .
und dann lassen wir dieses gerettete Leben
in einem Alten- oder Pflegeheim
in einem Alten- oder Pflegeheim
gewinnbringend dahin vegetieren,
bis es nicht mehr kann?
bis es nicht mehr kann?
~ ~ ~
Ja, vermutlich hat das Team von Welt.de recht mit diesem Tiltel:
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traurig,
Zeitgeschichte
Freitag, 1. Februar 2013
Der Link des Monats
Lebensaufgabe (als Kommentar gefunden im Betreuer-Blog)
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